Erbaut 1954: Die Auferstehungskirche in Töging

In den Jahren 1953-1954 wurde das Töginger evangelische Gotteshaus erbaut. Zur damaligen Zeit lebten etwa 750 Evangelische im Töginger Sprengel, das entsprach etwa 10% der Gesamtbevölkerung. Heute leben etwa 1600 Evangelische in Töging und Erharting.

Auferstehungskirche

Die Auferstehungskirche in der Weihnachtszeit

In den 1950er Jahren gehörten die Evangelischen von Töging zur großen Kirchengemeinde Mühldorf. Von dort kamen auch die Pfarrer, um die etwa 750 Gemeindeglieder (etwa 10 % der Bevölkerung) kirchlich zu versorgen. Schon vor dem 2. Weltkrieg hatte es bereits über 300 Protestanten in der Stadt gegeben. Einen Aufschwung erlebte das evangelische Töging durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener und Arbeitssuchenden aus dem Rheinland nach 1945.

Die Gottesdienste wurden anfänglich im Vereinsheim am Beethovenplatz und im etwa 100 Personen fassenden Kinosaal der Volksschule I (heute Regenbogenschule) gefeiert. Die Räumlichkeiten waren damals schon viel zu klein.

Mit Unterstützung der politischen Gemeinde, den beiden Großbetrieben Innwerke AG und Vereinigte Aluminiumwerke (VAW) konnte die Gemeinde ihr Bauvorhaben auch gegen die Landeskirche durchsetzen. Die Gemeinde Töging überließ der Kirchengemeinde den an der Bahnlinie gelegenen Platz nördlich der Volksschule I als Bauplatz.

Mit viel Eigenleistung von Männern und Frauen der Gemeinde wurde das Gotteshaus errichtet. Dann war es endlich soweit: Am 5. September 1954 fand die Einweihung der neuen Kirche statt (ursprünglich war das Pfingstfest geplant!). Auch wenn eine Orgel noch fehlte und vom Turm nur eine Glocke (heute: drei) zum Gottesdienst rief, freuten sich die Töginger Evangelischen nicht minder.

Die Kirche ist ein schlichter, traditioneller Hallenbau mit angegliedertem Turm. Insgesamt 21 Meter hoch mißt er und ragt über dem Kirchenschiff, dessen Giebelhöhe 14,60 Meter beträgt. Der Kirchenraum ist 20 Meter lang und zwölf Meter breit und hat eine Deckenhöhe von 5,50 Metern. Er bietet Platz für ca. 220 Gottesdienstbesucher.

1963 wurde neben der Auferstehungskirche ein Pfarr- und Gemeindehaus gebaut und bildet heute zusammen mit der Kirche ein einladendes Gemeindezentrum mitten in Töging.

Das Altarbild gab der Kirche ihren Namen

Eine Besonderheit ist das Altarbild von 1924. Es zeigt den Auferstandenen, der über dem offenen Grab steht und den Betrachter segnet. Bis zum Krieg hing es in der evangelischen Kirche Mühldorf und kam erst nach deren Zerstörung nach Töging.
„Um dieses Bild herum“ ist die Kirche gebaut, seinetwegen trägt sie ihren Namen. Das Bild ist modern gefaßt, und man hat den Altar dazu passend entworfen. Entstanden ist ein Ensemble, das von den Sitzplätzen aus als optische Einheit gesehen wird, und den segnenden Christus zu den hier versammelten Menschen treten läßt.

Das Altarkreuz wurde bei der Errichtung eines Ofenhauses im  Aluminiumwerk (VAW) gegossen. Künstler war Heinz Lorenz, der als Gießer in der VAW arbeitete. Das Aluminiumkreuz fügt sich in die Szene des segnenden Auferstandenen. Modern und mit der Stadt verwurzelt bezeichnet das Altarkreuz noch einmal das Zentrum der christlichen Botschaft: Gott verläßt die Menschen nicht weder im Leben noch im Sterben, denn „gleichwie in Adam alle sterben also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15, 22). Dass dieses Wort auf dem Rahmen des Altarbildes nicht auf einen Blick gelesen werden kann, ist angemessen. Braucht es doch oft ein ganzes Leben, diese Botschaft für sich zu entdecken.

Die Pfarrrer an der Auferstehungskirche

Nach Fertigstellung des Pfarrhauses neben der Auferstehungskirche zog der 2. Seelsorger der Kirchengemeinde Mühldorf, Pfarrer Eberhard Przemek 1963 von Ampfing nach Töging. Begleitet wurde er von seiner Frau Christa, die ebenfalls Pfarrerin war. Damals mußten die Theologinnen noch um Anerkennung in der Kirche ringen. Erst später wurde Frau Przemek ordiniert und den männlichen Kollegen gleich gestellt. Das Ehepaar war mit ihren Kindern die erste Pfarrfamilie im neuen Pfarrhaus. Unter Pfarrer Przemek wurde im Jahre 1969 Töging mit Neumarkt-St.Veit eine selbständige Kirchengemeinde.

Zum 1. März 1973 kam Pfarrer Jürgen Fischer mit seiner Frau Christa und 6 Kindern aus Brasilien, wo er als Auslandspfarrer tätig war, nach Töging. Nach 15 Jahren nahm Familie Fischer 1988 Abschied von ihrer evangelischen Gemeinde.

Im Januar 1989 Jahr wurde der „bärtige“ Pfarrer Manfred Loibl mit seiner Frau Elisabeth von der Landeskirche nach Töging geschickt. Hier kamen auch seine beiden Kinder zur Welt. Berühmt war der Geistliche auch wegen seiner beiden Schafe Hannelore und Helmut, benannt nach dem damaligen Kanzler-Ehepaar Kohl.

Pfarrer Loibl wurde 1996 vom Pfarrersehepaar Klaus Eberius und Birgit Schwalbe abgelöst. Was schon unter ihrem Vorgänger, Pfarrer Loibl ein wichtiges Thema war, wurde von dem Pfarrersehepaar Eberius-Schwalbe neu „angepackt“: In den 90-er Jahren kamen immer mehr deutschstämmige, evangelische Zuwanderer aus der ehemaligen UdSSR und aus Siebenbürgen (Rumänien). Wie nach dem 2. Weltkrieg mit den Heimatvertriebenen, versuchte die Gemeinde, die Neuankömmlinge zu integrieren. Soziale und sprachliche Probleme galt es am Anfang zu überwinden. Auch heute ist die Integration eine gewaltige Aufgabe für die Gemeinde, die noch nicht beendet ist.

Seit 2006 ist nun Pfarrer Johann-Albrecht Klüter an der Auferstehungskirche. Er ist seelsorgerlich für Töging und Erharting zuständig. Zur gleichen Zeit kam auch Pfarrerin Anke Sänger,  sie versorgt Neumarkt-St. Veit und Egglkofen sowie die größeren und kleineren Ortschaften nördlich von Mühldorf. Ihre Kirche ist die Friedenskirche, die Filialkirche der Gemeinde. Beide Pfarrer sind mit Nicht-Theologen verheiratet und haben jeweils zwei Kinder.

Die Mesner(innen) an der Auferstehungskirche

Was wäre eine Kirche ohne die gute Seele? Die (meist) nebenberuflich, manchmal auch ehrenamtlich beschäftigten Frauen und Männer sorgen für eine angenehme Gottesdienstatmosphäre und dafür, dass Gemeinde und Pfarrer bekommen, was sie zum Gottesdienst benötigen. Die Bezeichnung “Mesner” leitet sich vom lateinischen “mansionarius” ab, „der das Haus Gottes hütet“. Mesnerinnen und Mesner sind für unterschiedliche Aufgaben verantwortlich: Sie kümmern sich um die Erhaltung und Pflege der kirchlichen Gebäude und Räume, um den Blumenschmuck oder für die Ordnung und Vorbereitung des Gottesdienstes.

Von 1954 bis 1973, fast 20 Jahre versah Franziska Weidek dieses Amt an der Auferstehungskirche. Von ihr übernahm Johannes Fischer, Sohn des damaligen Pfarrers, diese Aufgabe bis 1985. Frau Anna Schröttle hatte dieses Amt bis 1996 inne. Ihr Mann war lange Zeit Organist in der Auferstehungskirche. Da er blind war, mußte Frau Schröttle während des Gottesdienstes sowohl auf der Empore ihrem Mann die Einsätze geben und unten im Altarraum wirken. Kurzfristig übernahm die jetzige Prädikantin Heidi Harrer dieses Amt. Seit 1997 bzw. 1998 teilen sich Bettina Hügel und Karin Kolbinger den Mesnerdienst an der Auferstehungskirche.

Die „ganze“ Kirchengemeinde

Miteingeschlossen in die evangelische Gemeinde ist auch Neumarkt-St. Veit mit der, 100 Personen fassenden Friedenskirche (2. Pfarrsprengel), von dem Nachkriegs-Architekten Otto Bartning als „Notkirche“ gebaut. Sie steht heute unter Denkmalschutz. In beiden Pfarrsprengeln leben heute über 2000 evangelische Gemeindeglieder.